Der Hugenotte Jean Calas wird 1761 fälschlich des Mordes an seinem Sohn angeklagt, verurteilt und hingerichtet. Er soll ihn aus religiösen Gründen getötet haben, angeblich wollte der Sohn zum Katholizismus konvertieren. Voltaire glaubt zunächst die offizielle Version und ist entrüstet über den scheinbaren religiösen Fanatismus des Vaters. Ein anderer Sohn wird ihn jedoch über die wahren Geschehnisse aufklären: Der Vater wollte dem Sohn, der sich im Elternhaus erhängt hatte, das demütigende Begräbnis eines Selbstmörders ersparen und ließ die Tat wie Mord aussehen. Voltaire kann die Hinrichtung Calas nicht verhindern, wird aber mit einer Fülle von Petitionen und anderen Texten auf eine Rehabilitierung des zu Unrecht Verurteilten hinarbeiten und dieses Ziel 1765 auch erreichen. Das vorliegende Buch vereinigt die wichtigsten Texte, die Voltaire in diesem Zusammenhang geschrieben hat, u.a. auch die „Abhandlung über die Toleranz“ und gibt einen Einblick nicht nur in sein philosophisches Denken, sondern auch in den hierzulande nahezu unbekannten Justizskandal. So ist das Werk eine schöne Vorbereitung für die Lesung von Hans Pleschinski zu seinem Buch über den Briefwechsel zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen, die ja leider am 1. Dezember ausfallen musste, die wir aber hoffen, im neuen Jahr nachholen zu können.
Voltaire, Die Affäre Calas – Über die Toleranz, herausgegeben von Ingrid Gilcher-Holtey, Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-458-17481-3, 29,90 €
Hans Pleschinski(Hg.), Voltaire – Friedrich der Große, Briefwechsel, DTV, ISBN 9783423138963, 14,90€
Beide Bücher zu erwerben beim Buchhändler Ihres Vertrauens.