In der Nachkriegszeit hatte Renault mit diversen Heckmotorgewächsen wie dem 4CV, der Dauphine und den Modellen 8 und 10 erfolgreich dem VW Käfer Konkurrenz gemacht. Als Zusatznutzen konnten die Franzosen 2 zusätzliche Türen aufweisen. Die grundsätzlichen Nachteile der Heckmotor-Bauweise – im Grenzbereich schwieriges Fahrverhalten und der totale Mangel an Flexibilität – konnten damit aber nicht überwunden werden.
Im August 1961 kommt dann die Wende: Mit dem R4 wird ein komplett neues Fahrzeug vorgestellt, ein Kasten mit je einem Rad an jeder Ecke, 4 Türen und einer großen Extra-Kofferraumtür. Die Rücksitze sind erstmals umklappbar, der flache Wagenboden macht den Wagen extrem flexibel einsetzbar. Da das Fahrzeug nicht viel wiegt, ist auch die Leistung von zunächst 26 und später 34 PS durchaus ausreichend und die französisch-weiche Federung erzeugt ein sehr komfortables Fahrgefühl für 4 – 5 Personen und Gepäck.
Auch mich persönlich hat das kleine Auto geprägt. Wenn uns meine Tante mit dem R4 aus der Grundschule abholte, hatte man den Hauptpreis gezogen, wenn man im Kofferraum (wer käme heute noch auf so eine Idee!) mitfahren durfte. Später war es der R4 meiner Mutter, den ich nach bestandener Fahrprüfung regelmäßig fahren durfte und dessen cooles Fahrgefühl ich schnell schätzen lernte.
Eine gewisse Sorglosigkeit in der Produktion führte zu heiteren Erlebnissen, wenn mir z.B. der Kumpel auf dem Beifahrersitz während einer Autobahnfahrt freundlich grinsend die Scheibe der Beifahrertür entgegenhielt, die sich beim Versuch sie zu schließen, aus ihrer Schiene gelöst hatte.
Die Mechanik jedoch schien förmlich unverwüstlich: Ob es ein spontaner Wochenendtrip nach Paris oder die Umfunktionierung des Gefährts zum Möbeltransporter war, der R4 hat alles klaglos mitgemacht. Im Winter ist man überall durchgekommen und der Motor startete auch bei -20 Grad problemlos. Nur gegen Rost war er nicht immun und regelmäßig wurden alle Kotflügel ausgetauscht, da sie schon lange vor Ablauf der Garantie durchgerostet waren.
Getreu dem Motto „Perfektion führt zu Langeweile“ hatte man viel Spaß mit dem R4. Schade, dass es solche Autos heute nicht mehr gibt.