Vor genau 100 Jahren sieht sich André Citroën nach neuen Möglichkeiten um, um sein Werk auf Friedensproduktion umzustellen und stößt dabei auf das damals noch junge Automobil. Mit soliden Konstruktionen, dem ersten Fließband Europas und genialen Marketing-Ideen wie z.B. einem aus Glühbirnen gebildeten riesigen Citroën-Schriftzug auf dem Eifelturm steigt die Marke schnell zum größten Autoproduzenten Europas auf. Anfang der 30er Jahre kann er gerade noch ein sensationelles neues Modell, den Traction Avant vorstellen, dann ist er pleite. Michelin übernimmt die Kontrolle bei Citroën und André Citroën stirbt nur ein Jahr nachdem er seine Firma verloren hat. Der Traction Avant jedoch wird ein Riesenerfolg und prägt das Straßenbild Frankreichs bis in die 50er Jahre. 1948 wird mit dem 2CV ein weiteres Erfolgsmodell präsentiert, dass in der Flower-Power-Bewegung der 68er Jahre zum klassenlosen Auto mutiert. 1955 ein weiterer Paukenschlag: Die DS erscheint, ein Auto wie von einem anderen Stern, konsequent aerodynamisch, pures „form-follows-function“-Design, mit hydropneumatischer Federung schwebt es über alle Bodenunebenheiten hinweg, noch dazu auf höchstem Sicherheitsniveau. Vermutlich hat sich kein anderes Großserienauto je weiter von den Konventionen seiner Zeit und seiner Klasse entfernt. Die Zweizylinder-Modelle Ami 6 und 8, die in den 60er Jahren im neu gebauten Citroën-Werk in Rennes gebaut werden, sind in Frankreich zwar ein Riesenerfolg, außerhalb Frankreichs interessiert sich aber kaum jemand für sie. Das ändert sich schlagartig mit dem Modell GS, auch in Rennes gefertigt, jetzt aber mit 4-Zylinder-Boxer-Motor. Die Hydropneumatik wird mit dem GS erstmals einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, der Wagen wird auch international ein Riesenerfolg. Leider kommt der Erfolg zu spät, Michelin hat inzwischen das Interesse an Citroën verloren und Peugeot übernimmt mit dem Motto „Keine Experimente mehr“ die Kontrolle. Der CX, der die DS ersetzt ist das letzte noch vor der Peugeot-Ära entwickelte Modell und gilt Manchem mit seiner eleganten Fließheck-Karosserie als der letzte „wirkliche“ Citroën. Liebe Franzosen, seid mutig und verblüfft uns wieder mit visionären Automobilen wie der DS, dem 2CV, dem GS oder dem CX!

Übrigens: Von 1927 bis 1935 gab es ein deutsches Citroën-Werk in Köln. Auch vom Traction Avant sollen dort noch einige Exemplare gebaut worden sein.