44 Jahre Partnerschaftsverein

Monat: Dezember 2020

Angelika Galata: Zum Tod von Jean-Claude Mahé

Liebe Freunde von Dinard, liebe Amis de Starnberg,

auf dieser Seite hätte eigentlich noch ein weihnachtlicher Beitrag erscheinen sollen. Und natürlich wünschen wir allen unseren Mitgliedern und Freunden ein frohes und trotz aller Beschränkungen freudvolles Weihnachtsfest. Und wie fast alle Menschen setzen wir unsere Hoffnungen auf das Neue Jahr 2021 und hoffen, dass es ein gutes, ein besseres Jahr werde, in dem wir uns auch wieder einmal treffen können.

Leider müssen wir Ihnen aber mitteilen, dass Jean-Claude Mahé, Bürgermeister von Dinard von 2017 – 2020 und Ehrenbürger von Starnberg seit Oktober 2019, gestern in Dinard im Alter von 74 Jahren verstorben ist.

Jean-Claude Mahé war von Georges Thomazo, der 1979 den Verein „Les Amis de Starnberg“ mitbegründete, gleich von Anfang an als Mitstreiter angeworben worden. Seit dieser Zeit waren das Vereinsleben und die Städtepartnerschaft nicht mehr aus dem Leben von Jean-Claude Mahé wegzudenken. Er folgte Georges Thomazo im Amt des 1. Vorsitzenden nach, übernahm später die Funktion des Schatzmeisters. Unter den Bürgermeistern Marius Mallet und später Sylvie Mallet, bekleidete er das Amt eines stellvertretenden Bürgermeisters, und war somit auch als Partnerschaftsreferent tätig.  Unter Martine Craveia-Schütz gehörte der politisch immer Interessierte der Opposition im Stadtrat an, und als 2017 vorzeitige Neuwahlen angeordnet wurden, stellte er sich als Kandidat für den Bürgermeisterposten zu Verfügung. Somit wurde der ehemalige Lehrer für Geschichte und Geographie im Alter von 71 Jahren noch Bürgermeister einer ca. 12 000 Einwohner zählenden Stadt, die im Sommer ein beliebtes Reiseziel darstellt. Obwohl Jean-Claude wusste, dass sein Herz angegriffen war, erfüllte er mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit für drei Jahre die Aufgaben eines 1. Bürgermeisters. Er arbeitete viele Dossiers durch, verhandelte und brachte manche schwierige Angelegenheit zu einem guten Abschluss. Seine Gesundheit schonte er nicht. Als er im Juli sein Amt an seinen Nachfolger übergeben hatte, wurde ihm bewusst, dass er sich dringend um seine Gesundheit kümmern musste. Die letzten Wochen verbrachte er in der Uniklinik von Rennes, wo er eigentlich auf eine  Herzoperation vorbereitet werden sollte, aber sein Allgemeinzustand erwies sich als so schlecht, dass er vor wenigen Tagen wieder nach Dinard zurückverlegt wurde, wo er gestern leider verstarb.

Jean-Claude Mahé hinterlässt seine Ehefrau Evelyne, drei erwachsene Söhne mit Familien und drei Enkelkinder, die er über alles liebte. Ihnen gilt unser Mitgefühl.

In der Stadt Dinard und in der Städtepartnerschaft, in den beiden Vereinen und bei allen Menschen, die  den auf Ausgleich bedachten, immer freundlichen und zugewandten Mann kannten, hat er Spuren hinterlassen, die glücklicherweise Bestand haben werden.

Vielen Dank, Jean-Claude, für alles, was Du für uns getan hast. Merci beaucoup!

 

Für frankophile Bücherfans Laurent Binet, Eroberung

Die Wikinger reiten bis nach Südamerika durch und Christoph Kolumbus kommt nicht von seiner Amerika-Reise zurück. Ein paar kleine Details der Geschichte sind verändert und schon landet der Inka-Herrscher Atahualpa in Portugal und macht sich mit seiner knapp 200 Mann starken Truppe an die Eroberung Europas. Im Herzen von Paris wird eine Pyramide errichtet und nach dem Tod Luthers werden in Wittenberg   „95 Thesen der Sonne“ angeschlagen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung nimmt einen völlig anderen Verlauf, denn das Wirtschaftssystem der Inka basiert auf Planwirtschaft, die Fugger werden dabei zu wichtigen Verbündeten des Inka-Königs. Mit viel historischem Hintergrundwissen und Spaß am Fabulieren schreibt Laurent Binet die Geschichte Europas um. Das neue Buch von Laurent Binet ist ein unbedingt empfehlenswertes Lesevergnügen und auch ein gutes Geschenk zu Weihnachten.

Laurent Binet, Eroberung, Rowohlt Verlag, ISBN 9783498001865, 24,– €.

Zu erwerben beim Buchhändler Ihres Vertrauens.

Für frankophile Bücherfans Mona Horncastle, Josephine Baker: Weltstar - Freiheitskämpferin - Ikone

Mona Horncastle, Josephine Baker – Weltstar, Freiheitskämpferin, Ikone

 

Eine Afro-Amerikanerin nur bekleidet mit einem Röckchen aus Bananen. Ein Bild, das uns heute als hochproblematisch erscheint. Aber Josephine Baker ist viel mehr als dieses Bild.

Am 3. Juni 1906 in St. Louis geboren, wird sie 1917 Zeugin der Rassenunruhen, bei denen Dutzende Afroamerikaner getötet werden. Dieses Erlebnis bleibt prägend für sie, denn sie wird Zeit ihres Lebens gegen Rassismus jedweder Art kämpfen.

1925 kommt sie nach Paris und wird mit ihrem legendären Auftritt in der „Revue nègre“ schnell zum Star in Frankreich und auch darüber hinaus. Allerdings, vielerorts fürchten die Verantwortlichen ob ihres gewagten Auftrittes um die öffentliche Ordnung. In München z. B. wird ihr Auftritt 1928 untersagt.

1937 heiratet sie in zweiter Ehe den jüdischen Unternehmer Jean Lion und erhält dadurch die französische Staatsbürgerschaft. Während der Zeit der Besatzung engagiert sie sich für die Résistance, nur ihre Berühmtheit bietet einen gewissen Schutz. Später wird sie auch vor Truppen des freien Frankreich auftreten. Der General de Gaulle nimmt sie dafür in die Légion d’honneur auf.

In Frankreich als Star und Kriegsheldin gefeiert, bleibt sie in ihrer amerikanischen Heimat auch in den Fünziger und Sechziger Jahren rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Das wird sie nicht abhalten, sich weiter zu engagieren. 1963 wird sie an der Seite von Martin Luther King am „Marsch auf Washington“ teilnehmen

In ihrem Schloss in der Dordogne vereinigt sie ihre „Regenbogenfamilie“, in der sie 12 Waisenkinder unterschiedlicher Ethnien adoptiert und so ihre Vision einer offenen multikulturellen Gesellschaft vorlebt. Allerdings, ihr aufwendiger Lebensstil überspannt am Ende ihre Einnahmen und sie verliert auch ihr geliebtes Schloss. Fürstin Grazia Patrizia stellt ihr ein Haus zur Verfügung, in dem sie mit ihrer Familie bis zu ihrem Tod lebt. Am 12 April 1975 stirbt sie an den Folgen einer Gehirnblutung. Auf dem Cimétière de Monaco wird sie mit einem französischen Militärbegräbnis geehrt.

Nun liegt die spannend zu lesende und historisch minutiös recherchierte Biographie von Mona Horncastle vor.

Mona Horncastle, Josephine Baker: Weltstar – Freiheitskämpferin – Ikone, Molden Verlag, ISBN 9783222150463, 28,–€

Zu erwerben beim Buchhändler Ihres Vertrauens.

Für frankophile Bücherfans Voltaire, Die Affäre Calas - Über die Toleranz

Der Hugenotte Jean Calas wird 1761 fälschlich des Mordes an seinem Sohn angeklagt, verurteilt und hingerichtet. Er soll ihn aus religiösen Gründen getötet haben, angeblich wollte der Sohn zum Katholizismus konvertieren. Voltaire glaubt zunächst die offizielle Version und ist entrüstet über den scheinbaren religiösen Fanatismus des Vaters. Ein anderer Sohn wird ihn jedoch über die wahren Geschehnisse aufklären: Der Vater wollte dem Sohn, der sich im Elternhaus erhängt hatte, das demütigende Begräbnis eines Selbstmörders ersparen und ließ die Tat wie Mord aussehen. Voltaire kann die Hinrichtung Calas nicht verhindern, wird aber mit einer Fülle von Petitionen und anderen Texten auf eine Rehabilitierung des zu Unrecht Verurteilten hinarbeiten und dieses Ziel 1765 auch erreichen. Das vorliegende Buch vereinigt die wichtigsten Texte, die Voltaire in diesem Zusammenhang geschrieben hat, u.a. auch die „Abhandlung über die Toleranz“ und gibt einen Einblick nicht nur in sein philosophisches Denken, sondern auch in den hierzulande nahezu unbekannten Justizskandal. So ist das Werk eine schöne Vorbereitung für die Lesung von Hans Pleschinski zu seinem Buch über den Briefwechsel zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen, die ja leider am 1. Dezember ausfallen musste, die wir aber hoffen, im neuen Jahr nachholen zu können.

 Voltaire, Die Affäre Calas – Über die Toleranz, herausgegeben von Ingrid Gilcher-Holtey, Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-458-17481-3, 29,90 €

 Hans Pleschinski(Hg.), Voltaire – Friedrich der Große, Briefwechsel, DTV, ISBN 9783423138963, 14,90€

 Beide Bücher zu erwerben beim Buchhändler Ihres Vertrauens.