Oskar Maria Graf hatte die Geschichte wie folgt kolportiert: Er habe von der amerikanischen Einwanderungsbehörde einen Brief erhalten. Dort stand geschrieben, dass für Ihn nun eine vereinfachte Einwanderungsprozedur gelte. Er müsse nur Englisch-Kenntnisse nachweisen und einen Eid auf die amerikanische Flagge leisten. Darauf hin antwortete Graf, Englisch könne er nicht und wolle es auch nicht lernen und auch den Flaggeneid könne er nicht leisten, da er Pazifist sei. Der Schriftwechsel ging so eine Weile hin und her und am Ende habe die Einwanderungsbehörde Graf einen letzten Brief geschrieben: „Dann kommen Sie vorbei und unterschreiben Sie wenigstens“.

Solche und weitere Anekdoten gab der Direktor des Museums Starnberg Benjamin Tillig in seiner bewegenden und höchst lebendigen Führung durch die Aussstellung „Oskar Maria Graf, Dichter und Antifaschist vom Starnberger See“ an die staunenden Zuhörerinnen und Zuhörer weiter.

Im angenehm kühlen Untergeschoss des Museums fanden sich trotz Ferienzeit und Hochsommerwetter gestern fast 30 Mitglieder zusammen, um den Ausführungen von Benjamin Tillig zu lauschen. Insgesamt referierte der Museumsleiter alle wichtigen Lebensphasen Grafs von der Geburt in der Bäckerei in Berg über das schwierige Verhältnis zu seinem ältesten Bruder, der Zeit in München, der Emmigration in die USA und schließlich die zeitweilige Rückkehr in die alte Heimat. Besonders schön an der Ausstellung ist auch eine Auswahl an Büchern, die ganz haptisch zum Schmöckern und verweilen in den gemütlichen Lesesesseln einladen.

Höchst inspiriert und beschwingt gingen wir hinaus in den Sommerabend und ließen das Erlebte und Gehörte noch bei einem gemeinsamen Abendessen im Bagnarota ausklingen.

Wer die wirklich sehr sehenswerte Ausstellung noch besuchen möchte, hat dafür bis zum 8. September Gelegenheit.