Die Pandemie bringt auch neue Formate hervor. Dies konnten auch die Mitglieder der „Freunde von Dinard“ am Mittwoch, dem 24.03.2021 ab 20:00 Uhr erleben. Das erste Mal in der Geschichte des Vereins fand die jährliche Mitglieder-Versammlung als Zoom-Meeting statt und war auch in diesem Format unerwartet gut besucht. Insgesamt fanden sich ca. 30 Mitglieder zumindest virtuell zusammen. Auch der Bürgermeister von Starnberg Patrick Janik und die neue Partnerschaftsreferentin Charlotte Meyer-Bülow, die erfreulicherweise seit letztem Jahr den Verein auch als Mitglieder unterstützen, waren mit von der Partie. Nach einem Grußwort des Bürgermeisters Patrick Janik, in dem er seine langjährige Verbundenheit mit Dinard betonte, hielt die Vorsitzende Angelika Galata Rückschau auf ein seltsames Jahr, das von Absagen geprägt war. Auch für das nächste Halbjahr gebe es keine große Hoffnung auf eine dramatische Veränderung der Situation. Man hoffe aber, dass man zumindest das Vereinsfest anlässlich des Französischen Nationalfeiertags am 14. Juli in irgendeiner Weise werde stattfinden lassen können. Auch die monatlichen Konversations-Abende sollen – ebenfalls im Format des Zoom-Meetings – wieder aufgenommen werden.
Autor: Christoph Dürrwanger (Seite 12 von 21)
Liebe Freunde von Dinard, liebe Amis de Starnberg,
auf dieser Seite hätte eigentlich noch ein weihnachtlicher Beitrag erscheinen sollen. Und natürlich wünschen wir allen unseren Mitgliedern und Freunden ein frohes und trotz aller Beschränkungen freudvolles Weihnachtsfest. Und wie fast alle Menschen setzen wir unsere Hoffnungen auf das Neue Jahr 2021 und hoffen, dass es ein gutes, ein besseres Jahr werde, in dem wir uns auch wieder einmal treffen können.
Leider müssen wir Ihnen aber mitteilen, dass Jean-Claude Mahé, Bürgermeister von Dinard von 2017 – 2020 und Ehrenbürger von Starnberg seit Oktober 2019, gestern in Dinard im Alter von 74 Jahren verstorben ist.
Jean-Claude Mahé war von Georges Thomazo, der 1979 den Verein „Les Amis de Starnberg“ mitbegründete, gleich von Anfang an als Mitstreiter angeworben worden. Seit dieser Zeit waren das Vereinsleben und die Städtepartnerschaft nicht mehr aus dem Leben von Jean-Claude Mahé wegzudenken. Er folgte Georges Thomazo im Amt des 1. Vorsitzenden nach, übernahm später die Funktion des Schatzmeisters. Unter den Bürgermeistern Marius Mallet und später Sylvie Mallet, bekleidete er das Amt eines stellvertretenden Bürgermeisters, und war somit auch als Partnerschaftsreferent tätig. Unter Martine Craveia-Schütz gehörte der politisch immer Interessierte der Opposition im Stadtrat an, und als 2017 vorzeitige Neuwahlen angeordnet wurden, stellte er sich als Kandidat für den Bürgermeisterposten zu Verfügung. Somit wurde der ehemalige Lehrer für Geschichte und Geographie im Alter von 71 Jahren noch Bürgermeister einer ca. 12 000 Einwohner zählenden Stadt, die im Sommer ein beliebtes Reiseziel darstellt. Obwohl Jean-Claude wusste, dass sein Herz angegriffen war, erfüllte er mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit für drei Jahre die Aufgaben eines 1. Bürgermeisters. Er arbeitete viele Dossiers durch, verhandelte und brachte manche schwierige Angelegenheit zu einem guten Abschluss. Seine Gesundheit schonte er nicht. Als er im Juli sein Amt an seinen Nachfolger übergeben hatte, wurde ihm bewusst, dass er sich dringend um seine Gesundheit kümmern musste. Die letzten Wochen verbrachte er in der Uniklinik von Rennes, wo er eigentlich auf eine Herzoperation vorbereitet werden sollte, aber sein Allgemeinzustand erwies sich als so schlecht, dass er vor wenigen Tagen wieder nach Dinard zurückverlegt wurde, wo er gestern leider verstarb.
Jean-Claude Mahé hinterlässt seine Ehefrau Evelyne, drei erwachsene Söhne mit Familien und drei Enkelkinder, die er über alles liebte. Ihnen gilt unser Mitgefühl.
In der Stadt Dinard und in der Städtepartnerschaft, in den beiden Vereinen und bei allen Menschen, die den auf Ausgleich bedachten, immer freundlichen und zugewandten Mann kannten, hat er Spuren hinterlassen, die glücklicherweise Bestand haben werden.
Vielen Dank, Jean-Claude, für alles, was Du für uns getan hast. Merci beaucoup!
Die Wikinger reiten bis nach Südamerika durch und Christoph Kolumbus kommt nicht von seiner Amerika-Reise zurück. Ein paar kleine Details der Geschichte sind verändert und schon landet der Inka-Herrscher Atahualpa in Portugal und macht sich mit seiner knapp 200 Mann starken Truppe an die Eroberung Europas. Im Herzen von Paris wird eine Pyramide errichtet und nach dem Tod Luthers werden in Wittenberg „95 Thesen der Sonne“ angeschlagen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung nimmt einen völlig anderen Verlauf, denn das Wirtschaftssystem der Inka basiert auf Planwirtschaft, die Fugger werden dabei zu wichtigen Verbündeten des Inka-Königs. Mit viel historischem Hintergrundwissen und Spaß am Fabulieren schreibt Laurent Binet die Geschichte Europas um. Das neue Buch von Laurent Binet ist ein unbedingt empfehlenswertes Lesevergnügen und auch ein gutes Geschenk zu Weihnachten.
Laurent Binet, Eroberung, Rowohlt Verlag, ISBN 9783498001865, 24,– €.
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Mona Horncastle, Josephine Baker – Weltstar, Freiheitskämpferin, Ikone
Eine Afro-Amerikanerin nur bekleidet mit einem Röckchen aus Bananen. Ein Bild, das uns heute als hochproblematisch erscheint. Aber Josephine Baker ist viel mehr als dieses Bild.
Am 3. Juni 1906 in St. Louis geboren, wird sie 1917 Zeugin der Rassenunruhen, bei denen Dutzende Afroamerikaner getötet werden. Dieses Erlebnis bleibt prägend für sie, denn sie wird Zeit ihres Lebens gegen Rassismus jedweder Art kämpfen.
1925 kommt sie nach Paris und wird mit ihrem legendären Auftritt in der „Revue nègre“ schnell zum Star in Frankreich und auch darüber hinaus. Allerdings, vielerorts fürchten die Verantwortlichen ob ihres gewagten Auftrittes um die öffentliche Ordnung. In München z. B. wird ihr Auftritt 1928 untersagt.
1937 heiratet sie in zweiter Ehe den jüdischen Unternehmer Jean Lion und erhält dadurch die französische Staatsbürgerschaft. Während der Zeit der Besatzung engagiert sie sich für die Résistance, nur ihre Berühmtheit bietet einen gewissen Schutz. Später wird sie auch vor Truppen des freien Frankreich auftreten. Der General de Gaulle nimmt sie dafür in die Légion d’honneur auf.
In Frankreich als Star und Kriegsheldin gefeiert, bleibt sie in ihrer amerikanischen Heimat auch in den Fünziger und Sechziger Jahren rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Das wird sie nicht abhalten, sich weiter zu engagieren. 1963 wird sie an der Seite von Martin Luther King am „Marsch auf Washington“ teilnehmen
In ihrem Schloss in der Dordogne vereinigt sie ihre „Regenbogenfamilie“, in der sie 12 Waisenkinder unterschiedlicher Ethnien adoptiert und so ihre Vision einer offenen multikulturellen Gesellschaft vorlebt. Allerdings, ihr aufwendiger Lebensstil überspannt am Ende ihre Einnahmen und sie verliert auch ihr geliebtes Schloss. Fürstin Grazia Patrizia stellt ihr ein Haus zur Verfügung, in dem sie mit ihrer Familie bis zu ihrem Tod lebt. Am 12 April 1975 stirbt sie an den Folgen einer Gehirnblutung. Auf dem Cimétière de Monaco wird sie mit einem französischen Militärbegräbnis geehrt.
Nun liegt die spannend zu lesende und historisch minutiös recherchierte Biographie von Mona Horncastle vor.
Mona Horncastle, Josephine Baker: Weltstar – Freiheitskämpferin – Ikone, Molden Verlag, ISBN 9783222150463, 28,–€
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Der Hugenotte Jean Calas wird 1761 fälschlich des Mordes an seinem Sohn angeklagt, verurteilt und hingerichtet. Er soll ihn aus religiösen Gründen getötet haben, angeblich wollte der Sohn zum Katholizismus konvertieren. Voltaire glaubt zunächst die offizielle Version und ist entrüstet über den scheinbaren religiösen Fanatismus des Vaters. Ein anderer Sohn wird ihn jedoch über die wahren Geschehnisse aufklären: Der Vater wollte dem Sohn, der sich im Elternhaus erhängt hatte, das demütigende Begräbnis eines Selbstmörders ersparen und ließ die Tat wie Mord aussehen. Voltaire kann die Hinrichtung Calas nicht verhindern, wird aber mit einer Fülle von Petitionen und anderen Texten auf eine Rehabilitierung des zu Unrecht Verurteilten hinarbeiten und dieses Ziel 1765 auch erreichen. Das vorliegende Buch vereinigt die wichtigsten Texte, die Voltaire in diesem Zusammenhang geschrieben hat, u.a. auch die „Abhandlung über die Toleranz“ und gibt einen Einblick nicht nur in sein philosophisches Denken, sondern auch in den hierzulande nahezu unbekannten Justizskandal. So ist das Werk eine schöne Vorbereitung für die Lesung von Hans Pleschinski zu seinem Buch über den Briefwechsel zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen, die ja leider am 1. Dezember ausfallen musste, die wir aber hoffen, im neuen Jahr nachholen zu können.
Voltaire, Die Affäre Calas – Über die Toleranz, herausgegeben von Ingrid Gilcher-Holtey, Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-458-17481-3, 29,90 €
Hans Pleschinski(Hg.), Voltaire – Friedrich der Große, Briefwechsel, DTV, ISBN 9783423138963, 14,90€
Beide Bücher zu erwerben beim Buchhändler Ihres Vertrauens.
In dem Roman „Die Soldaten von Salamis“ von Javier Cercas wird folgende Szene geschildert: Man schreibt das Jahr 1940, 5 Fremden-Legionäre irren durch die Sahara zuerst von Osten nach Westen und dann zurück von Westen nach Osten. Sie sind auf der Suche nach den Truppen Charles de Gaulles denen sie sich anschließen wollen. Dieser kleine Trupp, armselig und heruntergekommen in seinem fast surrealistischen, scheinbar vollkommen sinnlosen Handeln symbolisiert doch den Keim der Hoffnung, den Charles de Gaulle in einer Zeit sät, die ohne Hoffnung scheint.
Charles de Gaulle wird am 22. November 1890 in Lille in eine bürgerlich-konservative Familie hinein geboren, die ihm von Anfang an einen klaren moralischen Kompass vorgibt. Die Familie bezieht z.B. in der Auseinandersetzung um den Leutnant Dreyfuss Position für den zu Unrecht Verurteilten.
1908 beginnt er seine Ausbildung in der Militär-Schule Saint-Cyr, die er 1912 als Leutnant abschließt.
Im ersten Weltkrieg tritt sein unabhängiges Denken zutage. Befehle, die er für falsch hält, wird er nicht befolgen, was ihm Disziplinarstrafen wegen Ungehorsams einbringt. Nach dem er mehrmals verwundet wird, gerät er 1916 in deutsche Gefangenschaft. Immer wieder startet er Ausbruchsversuche. Seine ungewöhnliche Größe wird ihm dabei allerdings im Wege stehen, da er dadurch leicht auffällt.
Nach dem ersten Weltkrieg scheint sein Karriereweg nur nach oben zu führen, der Marschall Pétain gehört zu seinen Förderern. Doch schon in den Zwanziger Jahren warnt er davor, dass die Strategie der französischen Armee falsch sei in ihrer Unbeweglichkeit. Sein Förderer Pétain lässt ihn fallen und trotzdem wird de Gaulle nicht müde eine strategische Neuausrichtung anzumahnen. Einzig, es wird ihn keiner hören wollen. Und doch behält er auf tragische Weise Recht.
Der zweite Weltkrieg bricht aus, dem Einmarsch der deutschen Truppen 1940 können die französischen Streitkräfte nicht lange standhalten.
Wann hat er erkannt, dass die offizielle französische Position in den Untergang führt? Wann hat er den Mut gefasst sich gegen die Vichy-Regierung zu stellen? Einen Mut, den die meisten Offiziere nicht hatten.
Wann hatte er diese Vision von einem anderen, von einem befreiten und moralisch wiederhergestellten Frankreich in einer Zeit in der Lüge von Wahrheit schwer zu unterscheiden war?
Am 18. Juni 1940 wird er in der BBC seinen Appell an die Franzosen verlesen, „Frankreich hat eine Schlacht verloren, aber Frankreich hat keinen Krieg verloren“…während der Marschall Pétain einen demütigenden Waffenstillstand im Wald von Compiègne unterschreibt.
Während de Gaulle in Vichy wegen Hochverrat zum Tode verurteilt wird, arbeitet er in London mit diplomatischem Geschick und Durchhaltevermögen an seiner Vision. Er wird Frankreich trotz aller Schwierigkeiten einen Platz an der Seite der Alliierten erkämpfen und so Frankreichs Würde wieder herstellen.
Nach dem Krieg hat er die Vision, dass man in Europa nur zusammen und konstruktiv eine Zukunft haben kann und überwindet zusammen mit Konrad Adenauer die alte Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Besonderer Ausdruck des Wunsches nach Versöhnung und der Vision eines gemeinsamen europäischen Hauses ist 1963 die Gründung des deutsch-französischen Jugendwerkes im Rahmen der Elysée-Verträge durch die beiden Staatsmänner.
Algerien wird er 1962 in die Unabhängigkeit entlassen.
Selten sind seine Entscheidungen unumstritten. Aber in vielen seiner Entscheidungen gibt ihm die Geschichte aus heutiger Sicht Recht. So wird er auch zur zentralen Figur der europäischen Einigung und ist nicht nur für Frankreich sondern auch für die deutsch-französische Freundschaft und für Europa eine der ganz entscheidenden politischen Gestalten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Am 9. November 1970 stirbt er in Colombay-les-deux-Églises. Sein Schaffen wird aber Frankreich für die nächsten Jahrzehnte prägen und auch für die Vereinigung Europas von nachhaltiger Wirkung sein, seine Vision eines in Frieden vereinten, solidarischen Europa ist – auch wenn es manchmal nicht so scheint – auch heute noch von großer Aktualität.
Bei unseren französischen Nachbarn ist der Tag des Waffenstillstandes, der den ersten Weltkrieg beendet hat immer noch ein wichtiger Feiertag, an dem der vielen Toten, den dieser entsetzliche Krieg gefordert hat, gedacht wird. Auch dieses Jahr wird in unserer Partnerstadt Dinard trotz der erschwerten Bedingungen des Confinements dieser wichtige Gedenktag mit verschiedenen Veranstaltungen gewürdigt.
Heute ab 18:30 Uhr ist auf www.residenztheater.de Folge 1 der Lesung von Anne Webers in Versform erschienenem Buch „Annette, ein Heldenepos“ über die aus der Bretagne stammende Widerstandskämpferin Annette Beaumanoir abrufbar. Jeden folgenden Tag wird ab 18:30 Uhr eine weitere Folge eingestellt, insgesamt soll es 10 Fortsetzungen geben.
Viel Spaß dabei.
Lehrerin Antoinette reist ihrem Liebhaber hinterher, der sie versetzt hat, um mit Frau und Tochter Urlaub zu machen. Eher versehentlich bucht sie eine Wanderung mit Esel. Das Tier macht in seinem stoischem Störrisch-Sein seiner Gattung alle Ehre, ist aber auch – da schweigsam – ein guter Zuhörer.
Die wunderbare Sommerkomödie aus Frankreich läuft ab sofort auch in den Kinos in der Region, z.B. in den Breitwand-Kinos in Gauting oder im Original mit Untertiteln im Theatiner-Kino in München.
Am 24. Oktober 1903 in Paris geboren, wird Charlotte Perriand von 1921 – 1925 an der Kunstgewerbeschule Union Centrale des Arts Décoratifs Innenarchitektur studieren und später 10 Jahre lang mit Le Corbusier zusammen arbeiten. 1940 wird sie nach Japan reisen. Tief beeindruckt von Japan, wird die Zeit dort ihr Wirken nachhaltig prägen. Ihre Kreationen sind heute Stilklassiker.
Der Berliner Reprodukt Verlag bringt jetzt in deutscher Übersetzung die wunderbar teils in Aquarell gezeichnete Graphic Novel von Charles Berberian über ihre Zeit in Japan heraus. Im Anhang ist zusätzlich ein Interview Charles Berberians mit ihrer Tochter Pernette Perriand zu lesen.
Und wer noch mehr über Charlotte Perriand erfahren will: Es liegt außerdem eine Biografie von Laure Adler über sie unter dem Titel „Charlotte Perriand – Ihr Leben als moderne und unabhängige Frau“ vor.
Zu erwerben beim Buchhändler ihres Vertrauens.
Charles Berberian, „Charlotte Perriand – Eine französische Architektin in Japan 1940 – 1942“, Reprodukt Verlag, 20,– €, ISBN 9783956402340
Laure Adler, „Charlotte Perriand – Ihr Leben als moderne und unabhängige Frau“, Elisabeth Sandmann Verlag, 44,–€, ISBN 9783945543788