In Frankreich habe ich schon Mütter gesehen, die ihre protestierenden Kinder über rote Fußgängerampeln gezerrt haben.
Und hier? Was mache ich? Ich stehe. Weit und breit kein Auto zu sehen, nicht mal in der Ferne der Hauch eines Motorengeräusches zu hören. Aber ich stehe. Einem ehernen Gesetz aus Jahrtausenden folgend. An einer roten Fußgängerampel muss man stehen bleiben. Unter allen Umständen. Schon allein wegen dem Vorbild. Es könnte ja ein kleines Kind zusehen. Ab 20:00 Uhr müssen kleine Kinder aber im Bett sein, denke ich mir. Und doch: Es könnte ja sein, dass ein kleines Kind auf dem Weg zum Klo nochmal aus dem Fenster schaut und mich dann sieht, wie ich eine rote Ampel überquere. Nein, das geht wirklich nicht!
Und wenn ich mal wieder in Frankreich bin? Dann bin ich auf einmal wie im Rausch, ich überquere jede rote Ampel, grüne Ampeln dagegen nicht, das wäre mir zu banal, endlich spüre ich es, dieses Gefühl der Rebellion, des sich Auflehnens gegen jede Konvention, fast fühle ich mich wie ein kleiner Revolutionär. Auf der anderen Seite: Es wäre auch zu auffällig, ich wäre der einzige der an einer roten Fußgängerampel stehengeblieben wäre….
Huch…jetzt hätte ich doch glatt das Auto übersehen, dass doch noch gekommen ist…