44 Jahre Partnerschaftsverein

Monat: Mai 2020

Für frankophile Bücherfans Raymond Quéneau, Zazie in der Metro

Die kleine Zazie kommt nach Paris zu ihrem Onkel. Ihr größter Traum ist es, einmal mit der Metro zu fahren. Doch es wird mal wieder gestreikt in Paris, die Metro ist geschlossen. Was hilft’s, die kleine Zazie wird sich mit Entschlossenheit und Energie ihrem Schicksal entgegen stemmen und tut alles, um doch noch mit der Metro fahren zu können. 

Der Klassiker von Quéneau versprüht Wortwitz, Ironie und anarchische Komik, die die Lachmuskeln nicht zur Ruhe kommen lassen. Frank Heibert hat sich an eine Neuübersetzung gewagt.

Und wer Lust hat, kann sich auch die schöne Verfilmung von Louis Malle für das Heimkino bestellen. 

Jetzt in Neuübersetzung von Frank Heibert.

Raymond Quéneau, Zazie in der Metro, Suhrkamp Verlag, 22,– €

 

Für frankophile Filmfans Die Dinge des Lebens

Und auf einmal ist es ganz still. Gerade hat sich das Auto noch mehrmals überschlagen, der von Michel Piccoli gespielte Architekt ist meterweit aus dem Fahrzeug geschleudert worden. Und nun liegt der Schwerverletzte in einer kniehohen Wiese, umgeben von Obstbäumen, geradezu idyllisch. Und für einen Moment ist alles ganz still.

 

Bis eine hektische Maschinerie einsetzt. Passanten versuchen den in Brand geratenen Sportwagen zu löschen, die Polizei sperrt ab und befragt Zeugen und die Sanitäter bergen den Schwerverletzten. Die Lebensgefährtin (Romy Schneider) macht sich von Paris aus auf den Weg, auch eine Ex-Frau und ein erwachsener Sohn eilen ans Bett des mit dem Tode Ringenden.

 

Vor dem inneren Auge des Architekten spielen sich derweil nochmal entscheidende Szenen seines Lebens ab.

 

Arte sendet anlässlich des Todes von Michel Piccoli heute um 21:45 Uhr den kongenialen Klassiker von Claude Sautet.

 

Die Dinge des Lebens, Sonntag, 21:45 Uhr, arte

Für frankophile Bücherfans Albert Camus, Die Pest

Zuerst sterben die Ratten, dann die Menschen und auf einmal sind alle Grenzen geschlossen. Die Menschen kommen nicht mehr raus aus Oran. Manche Mitmenschen zeigen Solidarität, andere ziehen Profit aus dem Leid der anderen, wieder andere versuchen einfach nur zu überleben. Heute zeigt sich einmal mehr, wie visionär der Text von Camus war.

 

Eigentlich soll das Werk, für das Camus den Literatur-Nobelpreis erhält, als Parabel auf den Faschismus und die Zeit der deutschen Besatzung gedacht gewesen sein.

 

Egal wie man den Roman liest, er bleibt eine hoch spannende, lohnenswerte Lektüre, die sprachlich in ihrer Schlichtheit eine ungeheure Wucht entfaltet und ganz nebenbei einen tiefen Einblick in Camus‘ Philosophie gibt.

 

In der 3sat-Mediathek können Sie darüber hinaus eine Theaterfassung des Romans ansehen, die nur dort abzurufen ist. Es handelt sich um eine Adaption des Theaters Oberhausen, die nach dem Lock-down inszeniert wurde. Die einzelnen Protagonisten haben sich in dieser Zeit nie physisch getroffen. Die ersten beiden Folgen sind online, die Folgen 3 – 5 werden an den nächsten 3 Samstagen veröffentlicht.

 

Bitte unterstützen Sie in diesen schwierigen Zeiten den regionalen Buchhandel. Die meisten regionalen Buchhandlungen verfügen über eigene Internet-Shops und sind auch telefonisch für sie erreichbar.

 

Albert Camus, Die Pest, Rowohlt Verlag, 12,– €

 

50 Jahre Citroen SM 1970 Frankreichs Rückkehr in die automobile Oberklasse

In den frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts beginnt man sich bei Citroen Gedanken darüber zu machen, wie man das Programm der sehr erfolgreichen DS nach oben verlängern kann. Das Projekt zieht sich jahrelang hin, entwickelt sich immer mehr zu einem komplett eigenen Modell.

 

Im Frühjahr 1970 ist es endlich soweit: Auf dem Automobil-Salon in Genf wird der SM vorgestellt. Frankreich, das auf eine lange Tradition an Prestige-Fahrzeugen zurückblickt, verfügt endlich wieder über ein wirkliches Luxus-Automobil. Der Sechszylinder ist bei Maserati entwickelt worden und verleiht dem Auto ein seltsames Zwitter-Wesen: Ein reinrassiger Sportmotor findet sich in einem großen, auf Komfort ausgelegten Coupé wieder.

 

Trotzdem ist die Presse zunächst begeistert. Zwar ist der Wagen teurer als die deutsche Konkurrenz aber eben auch von ausgesprochen aufwendiger Konstruktion. Vielleicht zu aufwendig: Schnell stellt sich heraus, dass viele Citroen-Werkstätten mit der komplizierten Technik überfordert sind, der Spanner für die Steuerkette des Motors ist außerdem zu schwach dimensioniert. Wird die Kette nicht manuell alle 10.000 km justiert, drohen massive Motorschäden.

 

All dies schadet dem Ruf des Wagens. Sein sensationelles Design mit den 6 Scheinwerfern unter Plexiglas(2 davon mitlenkend!) kann ihn da nicht mehr retten. Das Fahrzeug lässt sich kaum noch verkaufen. Die Übernahme der Mehrheit bei Citroen durch Peugeot bedeutet letztlich das Ende dieses bemerkenswerten Autos: 1975 wird die Produktion nach immerhin ca. 12.000 produzierten Einheiten beendet. Frankreichs Rückkehr in die Oberklasse muss weiter warten. Wer heute über ein gut gepflegtes Modell verfügt, hat nicht nur ein zuverlässiges Fortbewegungsmittel sondern auch ein ebenso zuverlässiges Wertsteigerungsobjekt.