44 Jahre Partnerschaftsverein

Autor: Christoph Dürrwanger (Seite 19 von 21)

Laurent Binet, Die siebte Sprachfunktion

 

Paris im Mai des Jahres 1980. Der Philosoph Roland Barthes wird nach einem Mittagessen mit dem noch nicht gewählten François Mitterrand von einem Lieferwagen angefahren und stirbt eine Woche später an den Folgen des Unfalls. Noch-Präsident Valéry Giscard-d’Estaing hofft auf Material, das er gegen Mitterrand verwenden kann und beauftragt den Polizisten Bayard unter der Prämisse zu ermitteln, es habe sich um ein Verbrechen gehandelt. Der begibt sich in die Kreise der Philosophen und Literaturwissenschaftler, merkt dass er kein Wort davon versteht, was da geredet wird und „zwangsverpflichtet“ einen jungen Sprachwissenschaftler ihm zu dolmetschen. Es beginnt eine groteske Reise durch das Europa dieses seltsamen Sommers 1980, immer gefolgt von Agenten des bulgarischen Geheimdienstes in einer schwarzen DS und 3 ominösen Japanern in einem brandneuen Renault Fuego, die erst endet mit dem Fernseh-Duell zwischen Mitterrand und Giscard-d’Estaing. Besaß Mitterrand die geheimnisvolle Formel für die siebte Sprachfunktion und ließ diese ihn jene Diskussion ab einem bestimmten Zeitpunkt scheinbar mühelos beherrschen? Ein großer Lese-Spaß und als Taschenbuch unbedingt strand-tauglich und zu erstehen beim Buchhändler Ihres Vertrauens.

 

Laurent Binet, „Die siebte Sprachfunktion“, als Taschenbuch bei Rowohlt, € 12,–

14. Juli – Le Quartorze Juillet

Wie von der Vorsitzenden Angelika Galata angemerkt in ganz unrevolutionärer Atmosphäre  beging der Verein den französischen Nationalfeiertag mit einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant des Golfclubs Feldafing. Ca. 35 Mitglieder genossen den Aperitif bei schönem, aber nicht sehr warmem Sommerwetter auf der Terrasse, bevor man sich zum Essen im Gebäude einfand. Angelika Galata begrüßte die Anwesenden und besonders auch die dritte Bürgermeisterin der Stadt Starnberg Iris Ziebart. Auch von unserem französischem Partnerverein  begleiteten uns Therèse Baert und Alain Baert bei unserer Feier. Bei leckerem Essen und guten Gesprächen hatten wir eine schöne Zeit und der Abend verging wie im Flug.

14. Juli

Die Stimmung ist aufgeheizt in dieser schwülen Nacht, Gerüchte verselbständigen sich, mehr und mehr Menschen drängen sich in den Straßen. Das Ancien Régime scheint jede Reformfähigkeit verloren zu haben, die Menschen misstrauen vagen Versprechungen. Die Bastille, eigentlich bedeutungslos geworden, aber doch Symbol des verhassten Regimes, muss fallen. Nachzulesen in einem faszinierend fiebrigen auf den kleinen Maßstab herunter gebrochenen, auf einzelne Personen fokussierten  historischen Roman von Eric Vuillard, der einem fast das Gefühl zu geben vermag, als stehe man selber mitten  in der aufgewühlten Menge. Ein großer Lesegenuss! Jetzt in deutscher Übersetzung erschienen beim Verlag Matthes & Seitz und käuflich zu erwerben beim Buchhändler ihres Vertrauens.

Eric Vuillard, „14. Juli“, Matthes & Seitz Verlag, € 18,00.

Für francophile Cineasten

Wer noch nicht weiß, was er am Wochenende machen soll, der kann dieses Wochenende  in München Filmfest-Luft schnuppern beim 37. Münchner Filmfest, auf dem auch viele französische Filme im Original mit Untertiteln gezeigt werden, z.B.:

  • Continuer, über eine schwierige Mutter-Sohn-Beziehung, die bei einem gemeinsamen Ritt durch die kirgisische Wildnis wieder ins Lot gebracht werden soll. Zu sehen am 06.07.2019, um 21:30 Uhr im Kino Münchner Freiheit.
  • Frères ennemis: Thriller über 2 Freunde aus einem Problemviertel, der eine entscheidet sich für eine kriminelle Laufbahn, der andere wird Polizist und steht auf der anderen Seite. Zu sehen im Astor Club Kino(ehemaliges Arri) am 06.07.2019 um 19:00 Uhr
  • L’homme fidèle: Man kommt zusammen, geht wieder auseinander, wird akzeptiert, wird nicht akzeptiert…Wie im wahren Leben eben. Zu sehen am Samstag, den 06.07.2019 um 15:30 Uhr im Kino Münchner Freiheit.

Für frankophile Cineasten:

Zwischen den Zeilen: Alain leitet einen Verlag, der sich schwertut am Übergang zur Digitalisierung. Außerdem hat er eine Affäre mit der Kollegin hat, die den Verlag wieder in Schwung bringen soll. Auch das Manuskript seines Autors Leonard lehnt er ab, weil ihm bestimmte Szenen zu nah an der Realität(seiner Realität?) zu sein scheinen. Eine Satire aus dem Pariser Literaturbetrieb, in der die Lust am Diskutieren, am kreativen Umgang mit der Realität, am Jonglieren mit Worten ausgelebt wird. Mit Juliette Binoche und Guillaume Canet in den Hauptrollen. Zu sehen im Breitwand-Kinos in Starnberg und Gauting und im Original mit Untertiteln im Theatiner-Kino in München.

Vereinsstammtisch am 24.06.2019:

Zum Vereinsstammtisch am 24.06.2019 trafen sich wieder 14 Mitglieder und Interressierte in der griechischen Taverne im Bayerischen Hof bei herrlichem Sommerwetter um sich bei Wein, Bier, anderen Getränken und gutem griechischem Essen über Vereinsangelegenheiten auszutauschen oder auch einfach nur über dies und das zu ratschen. Auch die 3. Bürgermeisterin der Stadt Starnberg, Frau Iris Ziebart ließ es sich nicht nehmen, sich unserem fröhlichen und engagiert diskutierenden  Kreis anzuschließen. Wir freuen uns, dass dieses neue Angebot so gut angenommen wird.

Für frankophile Cineasten:

Wer sich vor der anrollenden Hitzewelle der nächsten Woche in ein gut gekühltes Kino flüchten möchte: Der Klavierspieler vom Gare du Nord: Ein junger Mann, sitzt am öffentlich aufgestellten Klavier in der Gard du Nord und ist versunken in sein Spiel. Der Direktor des Pariser Konservatoriums kommt vorbei und hört ihn spielen, möchte ihm den Weg ins Konservatorium weisen. Der Junge scheint lange nicht zu begreifen, welche Chance sich ihm auftut, welche Begabung in ihm schlummert. Erst als er zwischen Gefängnis und Sozialarbeit wählen muss, wendet sich das Blatt für ihn. Eine bewegende Geschichte mit Lambert Wilson und Christin Scott-Thomas. Zu sehen u. a. im Breitwand Kino Seefeld, Montag 24.06. bis Mittwoch 26.06.19, jeweils um 20:30 Uhr und im Original mit Untertiteln im Theatiner-Kino in München, Montag 24.06. bis Mittwoch 26.06.19, jeweils 18:30 Uhr.

70 Jahre Grundgesetz

Vor 70 Jahren wurde in Bonn das Grundgesetz verkündet. Vorher war es auf der Insel Herrenchiemsee erarbeitet worden und war nach der Weimarer Verfassung der zweite Anlauf in Deutschland eine demokratische, republikanische Verfassung die auch auf den Idealen der französischen Revolution beruht, zu installieren. Nicht nur Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sondern auch die Trennung von Kirche und Staat und die Gewaltenteilung sind darin festgelegt und haben uns 70 Jahre friedliches Zusammenleben ermöglicht. Auch war sie eine Grundvoraussetzung für den schon bald einsetzenden Prozess der europäischen Einigung und für die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich und ist so mitverantwortlich für 70 Jahre Frieden in Europa. Lassen Sie uns gemeinsam an Europa weiterbauen im Kleinen wie im Großen.

Für francophile Cineasten:

Streik:

Streik, „En guerre“, Der neue Film von Stephane Brizé: In einem kleinem südfranzösischen Ort soll ein Autozulieferwerk geschlossen werden. Die Arbeiter und Arbeiterinnen haben Zugeständnisse gemacht, auf Teile ihres Lohns verzichtet. Das Werk macht Gewinn, nach Logik der Konzern-Leitung aber nicht genug. 5 Jahre waren von der Werksleitung mindestens zugesagt, nach 2 Jahren soll nun doch Schluss sein. Vincent Lindon spielt den Gewerkschaftsfunktionär, der den ungleichen Kampf anführt. Das Besondere des Films: Der Großteil der weiteren Schauspielerinnen und Schauspieler sind Laien. Dies verleiht dem Werk ein hohes Maß an Authentizität. Kann er uns auch ein Stück weit das Phänomen der Gelbwesten erklären, die sich freilich erst nach der Produktion des Filmes gebildet haben? Auf der anderen Seite fühlt man sich auch an Filme von Kristof Kieslowski erinnert: Bei Kieslowski ist es das kleine scheinbar unbedeutende  Detail, das ganze Menschen-Schicksale vollkommen anders verlaufen lässt. Bei Brizé ist es anders. Egal wie sich seine Protagonisten entscheiden, sie können  doch nicht ihrem Schicksal in einem ungleichen Kräfteverhältnis entkommen.  Zu sehen im Breitwand-Kino  in Seefeld am Freitag, den 17.05. und Samstag den 18.05., jeweils um 18:00 Uhr, am Sonntag, den 19.05. um 20:15 Uhr, Montag, 20.05. und Dienstag 21.05. jeweils  wieder um 18:00 Uhr und im Kino Theatiner in München am Sonntag, den 19.05. um 12:45 Uhr im Orignal mit Untertiteln.

100 Jahre Citroën-Automobile

Vor genau 100 Jahren sieht sich André Citroën nach neuen Möglichkeiten um, um sein Werk auf Friedensproduktion umzustellen und stößt dabei auf das damals noch junge Automobil. Mit soliden Konstruktionen, dem ersten Fließband Europas und genialen Marketing-Ideen wie z.B. einem aus Glühbirnen gebildeten riesigen Citroën-Schriftzug auf dem Eifelturm steigt die Marke schnell zum größten Autoproduzenten Europas auf. Anfang der 30er Jahre kann er gerade noch ein sensationelles neues Modell, den Traction Avant vorstellen, dann ist er pleite. Michelin übernimmt die Kontrolle bei Citroën und André Citroën stirbt nur ein Jahr nachdem er seine Firma verloren hat. Der Traction Avant jedoch wird ein Riesenerfolg und prägt das Straßenbild Frankreichs bis in die 50er Jahre. 1948 wird mit dem 2CV ein weiteres Erfolgsmodell präsentiert, dass in der Flower-Power-Bewegung der 68er Jahre zum klassenlosen Auto mutiert. 1955 ein weiterer Paukenschlag: Die DS erscheint, ein Auto wie von einem anderen Stern, konsequent aerodynamisch, pures „form-follows-function“-Design, mit hydropneumatischer Federung schwebt es über alle Bodenunebenheiten hinweg, noch dazu auf höchstem Sicherheitsniveau. Vermutlich hat sich kein anderes Großserienauto je weiter von den Konventionen seiner Zeit und seiner Klasse entfernt. Die Zweizylinder-Modelle Ami 6 und 8, die in den 60er Jahren im neu gebauten Citroën-Werk in Rennes gebaut werden, sind in Frankreich zwar ein Riesenerfolg, außerhalb Frankreichs interessiert sich aber kaum jemand für sie. Das ändert sich schlagartig mit dem Modell GS, auch in Rennes gefertigt, jetzt aber mit 4-Zylinder-Boxer-Motor. Die Hydropneumatik wird mit dem GS erstmals einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, der Wagen wird auch international ein Riesenerfolg. Leider kommt der Erfolg zu spät, Michelin hat inzwischen das Interesse an Citroën verloren und Peugeot übernimmt mit dem Motto „Keine Experimente mehr“ die Kontrolle. Der CX, der die DS ersetzt ist das letzte noch vor der Peugeot-Ära entwickelte Modell und gilt Manchem mit seiner eleganten Fließheck-Karosserie als der letzte „wirkliche“ Citroën. Liebe Franzosen, seid mutig und verblüfft uns wieder mit visionären Automobilen wie der DS, dem 2CV, dem GS oder dem CX!

Übrigens: Von 1927 bis 1935 gab es ein deutsches Citroën-Werk in Köln. Auch vom Traction Avant sollen dort noch einige Exemplare gebaut worden sein.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »